Eric Charles-Donatien ist Plumassier, und zwar der letzte in Paris. Die schillernde Welt der Haute Couture ist sein Zuhause. Jede seiner Federkreationen - in Hollywood und auf den Laufstegen der Welt heiß begehrt - ist für ihn vor allem ein Versuch, seine verlorenen Flügel wiederzufinden.
Was ist ein Plumassier? Ein Plumassier ist ein Mensch, der mit Federn arbeitet. Es ist eine sehr einfache Arbeit. Das Einzige, was wir dazu brauchen, sind ein paar alte Nähmaschinen, aber das war’s dann auch schon. Alles andere ist handgemacht. Jedes Teil ist ein Unikat. Man berührt niemals ein und dieselbe Sache zweimal. Das Material, Federn, flüchtig wie die Ideen selbst, fügt sich letztlich ganz unerwartet. Das ist sehr schwer zu verstehen, heutzutage mit all den Computern und Maschinen.
Erics Vorstellungswelt wandert gleichzeitig vor uns zurück in der Zeit. Ein wahrer Künstler. Man kann sich ihm nicht entziehen. Federn gehören zu den ältesten Materialien, die von Menschen getragen werden. Um sich zu wärmen, zu imponieren. Aber schau nur in jedes historische Museum – Federn wurden vor allem benutzt, um sich schön zu machen.
„Wir beschäftigen uns ausschließlich mit dem Erlebnis selbst. Dem, was unsere Federn erlebbar machen. Dem Geruch, der Berührung, dem Geräusch...“
Das loftartige Atelier befindet sich ebenerdig im Innenhof eines alten abgelebten Jugendstil-Wohnblocks, der tief im Quartier vergraben ist. Es ist funktional eingerichtet: Dutzende von Lampen machen den grauen Regen- zu einem Sonnentag. Eine Werkstatt im besten Sinne. Ohne Glamour und ohne jedes Zugeständnis an die potenziellen Kunden. Erics Welt ist farbenfroh, und sein Gesicht spricht Bände. Er könnte überall arbeiten. Wenn es sein müsste, auch ohne Fenster, in irgendeinem Keller. Trotzdem würde er jeden Raum mit seiner eigenen Leuchtkraft erhellen.
„Ich bin ein Engel, der seine Flügel wiederfinden möchte.“
Du machst Mode nur für Frauen? Ich suche die Frau im Mann, den Mann in der Frau – eine sehr langwierige Suche ... Würde er diesen Federschmuck auch selbst tragen? Ich deute auf einen androgynen, gesichtslosen Styroporkopf, der einen kleinen, wirren Federschmuck trägt. Natürlich, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Ich bitte ihn, mit mir nach draußen zu gehen, in den Regen. Oder ist das ein Problem für die Federn? Er lächelt mich trotzig an – und setzt den Kopfschmuck auf. Ich arbeite an einer neuen Kollektion, für Männer. Irgendwann werde ich es schaffen. Schau dir die Indianer an. Was die Männer so alles auf dem Kopf tragen, wenn sie in den Krieg ziehen...
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Eric Charles-Donatiens Lieblingsorte in Paris sind: